Was bedeutet Puppentherapie?

Die Puppentherapie wird als ergänzende Therapieoption betrachtet, um das Wohlbefinden von Patienten mit Demenz zu fördern.
Die Therapiepuppe ist nicht eine beliebige Puppe, sondern wurde entwickelt, um positive Emotionen und Verhaltensweisen zu fördern und Stresssymptome wie Agitation sowie Aggression zu reduzieren. Sie wird als eine ergänzende Methode zu Beruhigungsmedikamenten angesehen.
Die positiven Auswirkungen der Puppentherapie wurden in Studien (1) belegt und sind auch Gegenstand aktueller Forschung (2).

 

Was zeichnet eine Therapiepuppe aus?

- Offene Haltung mit beweglichen Armen und Beinen
- Die Augen sind weit geöffnet und blicken seitlich, ohne den Patienten direkt zu fixieren
- Der Mund ist geschlossen
- Die Masse und das Gewicht sind ähnlich mit denen eines Säuglings
- Die Haut fühlt sich so weich an wie die eines Babys

Es eignen sich Puppen von Rubens Barn.

 

Für welche Patienten ist diese Therapie geeignet?

- Dies muss individuell mit dem betreuenden Arzt, den Angehörigen und Pflegenden entschieden werden
- Generell: Patienten ≥65 mit mitelschwerer bis schwerer Demenz
- Familienanamnese berücksichtigen: Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch/ Fehlgeburt(en) oder traumatisierenden Ereignissen im Leben (Tod eines Kindes etc.) sind ausgeschlossen.
- Die Therapie ist für Patienten, welche sehr stark beeinträchtigt sind beim Sehen und in der oberen Extremität, eher ungeeignet. Auch dies muss individuell betrachtet werden. Ebenso sollte diese Therapie nicht bei terminalen Patienten herangezogen werden.

 

Ablauf der Puppentherapie in 3 Phasen

1) Erster Kontakt mit der Puppe
- Reaktionen genau beobachten, besonders am Anfang in der Nähe des Patienten bleiben (Bei starker Angst des Patienten Puppe wieder entgegennehmen und mit Puppe auf dem Arm ruhig neben dem Patient sitzen, eventuell nochmals versuchen)
- Protokoll führen: wie geht der Patient auf Puppe ein? welchen Einfluss hat diese auf ihn? Erachtet der Patient die Puppe tatsächlich als Puppe oder als reales Baby? Wie benennt der Patient die Puppe? Gibt er ihr einen Namen?

2) Angewöhnen an die Puppe
- Bei positivem Aufnehmen der Puppe: 2-mal täglich Puppe an Patienten übergeben (2 Stunden am Morgen, 2 Stunden am Nachmitag)

3) Einsatz als Therapiemitel
- dosierte Gabe der Puppe (entsprechend eines Medikamentes) in Momenten gesteigerter Unruhe und Agitation/ Aggression: Auswirkungen notieren (besser/schlechter/indifferent?) und mit Hausarzt/ Pflegenden/ Angehörigen besprechen
- Im Falle von Verlegungen/ Hospitalisation/ (Zahn-) Arztbesuchen: Puppe Patient mitgeben und das jeweils betreuende Personal informieren/aufklären

 

Was sind die Vorteile dieser Therapie?

Die Puppentherapie ist eine nicht-medikamentöse Behandlung, bei der die Patienten ihre Aufmerksamkeit auf eine einfache Handlung richten, um zu vermeiden, dass sie sich auf Gedanken oder Gefühle konzentrieren, die Verwirrung und Unwohlsein verursachen.
- Ängstlichkeit, Unruhe, Angstzustände, Apathie und Schlaflosigkeit, Depressionen werden reduziert
- positive Emotionen werden gefördert
- reduzierter Einsatz von Psychopharmaka
- Das Beziehungsverhalten wird verbessert (der Mensch fühlt sich wieder in einer aktiven Rolle)
- Die Puppe verlangsamt die Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten und unterstützt die Motorik, indem sie die verbleibenden Fähigkeiten stimuliert
- Das Wohlbefinden (Seelenruhe) älterer Menschen mit Demenz oder im Allgemeinen mit Verwirrtheitszuständen wird verbessert

 

Für nähere Informationen

(1) Santagata F., Massaia M., D’Amelio P.: The doll therapy as a first line treatment for behavioral and psychologic symptoms of dementia in nursing homes residents: a randomized, controlled study. BMC Geriatr. 2021 Oct 12;21(1):545.
https://bmcgeriatr.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12877-021-02496-0

(2) Frau Prof. Patrizia d´Amelio in Lausanne (CHUV) forscht aktiv an der Puppentherapie.

 

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